Samstag, 1. Juli 2017

Samstagskaffee, Netzfunde #18 und Geschichten aus Hamburg


 Ach, dieser dummedumme G20- Gipfel in Hamburg, macht alle wuschig. Es gruselt mich vor den nächsten Tagen. Ich mache mir Sorgen um die lieben Menschen in dieser Stadt, um die Demonstrierenden und überhaupt. Es bleibt einem nicht viel zu tun. Ich bin nicht gewillt auf die Straße zu gehen, bin nicht mal gewillt hier zu bleiben. In Schweden haben wir die neusten Nachrichten natürlich verfolgt. Wir haben vorher schon ordentlich sämtliche Solikassen gefüllt, die uns über den Weg liefen, damit mutigere Menschen nicht auf depperten Repressionskosten sitzen bleiben müssen. In Schweden konnten wir leckeren Solikaffee trinken. Natürlich werde ich die Geschehnisse der nächsten Woche verfolgen, wenn auch aus der Ferne.


 Den Kaffee in Schweden gab es Stilecht vom 70´er Jahre Husquarna Herd. Auf dem konnte man auch ganz fabelhaft die Frühstückspfannkuchen backen.


 Angestoßen auf die Entscheidung von gestern wird heute natürlich auch. Ein paar -meist regenbogenbunte- Netzfunde und Geschichten der letzten Wochen gibt es jetzt:
 
 Transgender... Noch Fragen? Ich mag diesen Webcomic. Und fand doch einige neue Aspekte, über die ich mir in dem Zusammenhang noch gar keine Gedanken gemacht habe.

  "In Form von "Homonationalismus" würden besser gestellte Lesben und Schwule im Neoliberalismus inzwischen nur allzu gerne mit Staatsinteressen kooperieren, wenn es zum Beispiel um das Schüren von Islamophobie zur Durchsetzung einer restriktiven Migrationspolitik ging. Aus dem lustvollen, subversiven Helden der sexuellen Revolution ist plötzlich der AfD-Schwule geworden." (Zitat ebd.) Diesen Artikel haben der Fussel und ich im Urlaub heiß diskutiert, bzw. teilweise ein wenig um Verständnis auf gerungen. Er ist nicht gerade leicht lesbar, inhaltlich sprach er uns das Thema aber sehr an. Linksintellektuelle Menschen... Es ist nicht alles Gold, was glitzert... *seufz*

 Apropos LGBTQ*: Warum man dringend die Möglichkeit nutzen sollte, an einem CSD teilzunehmen, wird hier erklärt. Ich hoffe, dass ich es am 9. Juli nach Köln schaffe. Wenn in Hamburg CSD ist, bin ich "leider" auf einem Festival. 

 Am CSD-Donnerstag standen der Fussel und ich so auf der Rückseite einer Regenbogenkneipe und wunderten uns über deren Klimaanlage, die einen unfassbaren Radau machte. 
  Fussel: "Muss ganz schön heiß sein in dem Laden."
 Ich: "Naja, viele warme Brüder. Ist der Begriff "warmer Bruder" eigentlich ein diskriminierender? Und woher kommt das eigentlich?"
 Passend war es am CSD-Donnerstag in Hamburg sehr schwül und wiktionary klärte uns auf. Spannend, dass "schwul" früher schon ein beleidigender Begriff war, die schwulen Menschen ihn aber ganz fabelhaft für ihre Belange umgedeutet haben. Und das "lesbisch" eine noch recht junge Bezeichnung ist. Was mensch nicht alles so nicht weiß.

 Ach, Klitoris, was wird über dich alles gemunkelt. Ein echt feines Erklärvideo gibt es hier zu sehen. Die kitzelige Klitoris fand ich ganz besonders niedlich. Es ist auf französisch mit englischen Untertiteln, von daher etwas schwer zu verstehen im ersten Anlauf. Aber mensch kann es ja mehrfach schauen, um Bilder und Inhalt zusammenzubekommen.

 Achja, hier, ne: Neuer Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, Armutsgefahr für Mütter und so. Und Frau Stokowski hat das zum Anlass genommen und wieder was geschrieben: "das milde Bewusstsein davon, dass es Dinge gibt, über die es sich länger lohnt nachzudenken oder Fakten zu sammeln, bevor man einen Satz mit "höhö" draus macht - in den allermeisten Fällen würde das schon genügen." (Zitat ebd.). Mal wieder ein Zitat zum an die Wand und in den Kopf nageln. Ein paar weitere lohnenswerte mehr findet man dort auch. Und den dort zitierten Schreiberling von der FAZ nagele ich im Geiste direkt an die Wand daneben.....

 Handarbeit, Politik, Selbstheilung. Mal wieder ein großartiges Beispiel für das Politische in der Handarbeit. Wobei hier die Grenzen zur Kunst wahrhaftig fließend sind.

 Vergangene Woche bin ichin meinem Fernweh zu einem großen Outdoorreiseausstatter gefahren. Nach Ein-Mensch-Zelten und einem neuen Schlafsack forschen. Außerdem wollte ich mal nach Wanderkarten für Schweden schauen. Ich stand da also so vor der Skandinavienabteilung und blätterte mich durch die Karten, als sich neben mir zwei Herren im Seniorenalter über die Norwegenkarten hermachten:
 "Die Dreckskarten sind alle auf norwegisch oder englisch. Das ist doch ein Drecksfuck! Scheißladen hier! Ich bin Deutscher! Ich will eine deutsche Karte! Fuck!"
 Ich konnte nur ins Regalbrett beißen. Für deutsche Karten von Norwegen kamen die Herren wohl 60 Jahre zu spät.... Aber immerhin beherrschten sie ein englisches Wort sehr gut. Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nahe?

 Außerdem mitgehört in der Bahn: Zwei zwanzigirgendwas Menschen unterhalten sich darüber, dass das Onlinegesichtsbuch die Marke der zwei Milliarden aktiv Nutzenden gebrochen hat:
 A: "Wieviele Menschen gibt es auf der Erde? Sieben Milliarden? Stell dir vor, du erfindest was, was von fast einem Drittel der Menschheit genutzt wird. Krass!"
 B: "So wie Brot?"

 In eigener Sache: Ich finde es ja immer spannend, wegen welcher Suchbegriffe, Menschen meinen Blog anklicken. In der vergangenen Woche war es unter anderem "wenn du immer an sie denken musst", der Menschen auf meinen Blog trieb. Immer an mich denken? Awwwwwww! <3<3<3 



 Espresso hatten der Fussel und ich für die ersten Tage im Urlaub neben dem Solikaffee auch dabei. Natürlich den von uns favorisierten von el rojito. Übrigens habe ich auch dort den Solikaffee erstanden. Kann man alles in der Mokkakanne kochen. Ich sollte mal einen Beitrag über el rojito schreiben. Seit Neuestem verkaufen die ihre Kaffees ohne Aluverpackung. Wegen der refill it Sache hatte ich sie hier schonmal gelobt. Vielleicht lassen die mich auch mal in ihre Rösterei. Aber das nach dem Gipfel. Und nein, ich bekomme keinen Gratiskaffee von denen, wäre ja noch schöner! Genießt ein ruhiges Wochenende! Noch schnell bei Andrea vorbei und dann werde ich ein paar Straßenfeste abklappern und ein paar weitere Solikassen füllen.

5 Kommentare:

  1. Danke für deinen schönen Bericht. Ich bin ganz froh, dass wir eine Stunde von Hamburg entfernt wohnen. In der Stadt möchte ich jetzt echt nicht sein. Gut, dass in einer Woche alles endlich vorbei ist.
    Hab einen schönen Sonntag
    LG
    Yvonne

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    1. ja, wahrhaftig gut, dass es "nur" zwei tage sind, in denen es vermutlich richtig hoch her gehen wird.
      liebe grüße,
      jule*

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  2. Die Espressomaschine jederzeit, aber den Herd lieber nicht. :-) Der Ausdruck ist wohl nicht diskrimierend per se, aber es kommt halt auf die Konnotation drauf an, deshalb würde ich das nicht sagen. Jedenfalls hätte dein Witz auch mit schwul funktioniert, nur merkt man das nicht mehr. Ich habe das über die Entsstehung des Ausdrucks gefunden: Eine typische Strafe für Homosexualität war im Mittelalter das Verbrennen. Homosexuelle kamen gemeinsam mit den Gerichtsakten auf den Scheiterhaufen. Daher auch die Bezeichnung "warme Brüder" und das Wort "schwul". Denn das kommt aus der gleichen Wurzel wie "schwül" und "schwelen" und das bedeutet "heiss."



    Liebe Grüsse von Regula.

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    1. hm... da ist mir die wiktionaryerklärung lieber.... brrrrrr, menschen...
      liebe grüße,
      jule*

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  3. Vielleicht waren die alten Herren über Jahre eingefroren und haben nichts mitbekommen.

    Hamburg ist jetzt auch ein heißes Pflaster. Da ich mich aber die letzten Tage Nachrichtentechnisch wiedereinmal zurückgezogen habe, bekomme ich wieder nichts mit.
    Regulas Erklärung gefällt mir auch nicht, aber da hat sie wohl recht. Mensch ist nicht nett. Ein denkendes Tier.
    Schöne Tage in Schweden,
    Andrea

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